Geschichte des Tarot

Das Tarot - Weisheitskarten aus lÀngst vergangenen Zeiten.

Das Geheimnis des Tarots: Ein Name voller Magie und verborgener Mysterien der Geschichte

Das Wort Tarot hat eine faszinierende Herkunft. UrsprĂŒnglich stammt es aus dem Französischen, es bezeichnet ein Kartenspiel, das in den verschiedenen SprachrĂ€umen variantenreich benannt wird: Tarocchi (Italienisch), Tarock (Deutsch) und Troccas (RĂ€toromanisch). Überraschenderweise tragen auch die TrĂŒmpfe (grossen Arkanen) dieser Spiele dieselben Bezeichnungen – ausgenommen in Frankreich.

Die Herkunft des Tarots - verborgenen Spuren der Vergangenheit

Woher stammt der Name wirklich? Die Antwort bleibt bis heute ein grosses RĂ€tsel. WĂ€hrenddessen einige Forscher einen gemeinsamen Ursprung mit Tarock und Tarocchi vermuten, fehlen indessen die eindeutigen Beweise. Historische Dokumente belegen jedoch, dass die Begriffe Taraux und Tarocchi erstmals 1505 zeitgleich in Frankreich und in Ferrara, Italien, auftauchten – ein vielversprechender Hinweis auf eine tiefere Verbindung.

Geheimnisvolle Theorien: Die möglichen Wurzeln des Tarots

Es gibt die unterschiedlichsten Hypothesen ĂŒber die Entstehung des Wortes Tarot. Eine Theorie besagt, dass es vom französischen Begriff tarotĂ©e abstammen könnte, dieser bedeutet „kariert“ und sich auf die RĂŒckseite der Karten beziehen könnte. Eine weitere These stammt ebenfalls aus dem Französischen: Viele Spielkarten waren frĂŒher mit einer silbernen Umrandung versehen, diese war spiralförmig mit feinen Punkten dekoriert. Die kleinen Punkte oder Löcher wurden tares genannt, Karten mit derartigen Verzierungen erhielten die Bezeichnung tarots.

Die rĂ€tselhafte Wortherkunft des Tarots – verborgene Bedeutungen & Mystische Deutungen

Durch die Unsicherheit ĂŒber die Herkunft des Begriffs Tarot hat es zu zahlreichen esoterischen Interpretationen gefĂŒhrt. Eine speziell faszinierende Theorie stammt angeblich vom französischen Gelehrten Wilhelm Postel aus dem 16. Jahrhundert. Er fand heraus, dass die Buchstaben T-A-R-O auf einer Kreislinie geschrieben ein Endloswort ergeben: T-A-R-O-T.

Ein Wortspiel mit tiefem Symbolgehalt?

Startet man die Lesung bei R, entsteht R-O-T-A – ein lateinisches Wort, das „Rad“ bedeutet. Interessanterweise verweist es auch auf die Rota Romana, das höchste Gericht der römischen Kurie. Dieses pĂ€pstliche Gericht befasst sich hauptsĂ€chlich mit kirchlichen Berufungsprozessen, insbesondere in Ehesachen.

Verborgene Botschaften in der Leserichtung

Es ergeben sich neu Bedeutungen wenn man das Wort entgegengesetzt liest:

  • T-O-R-A – die heilige Schrift des Judentums

  • O-R-A-T – aus dem Lateinischen fĂŒr eine Anspielung auf „er/sie/es betet“, in der christlichen Glaubensrichtlinie

Was fĂŒr eine Theorie mit fragwĂŒrdiger AuthentizitĂ€t?

Egal wie spannend diese Deutung auch sein mag, ein entscheidender Punkt bleibt: Dieses SchlĂŒsseldiagramm erscheint erst in der 1646er-Ausgabe von Postels Clavis, herausgegeben von A. von Frankenberg. Jedoch in keiner der zu Postels Lebzeiten veröffentlichten Editionen – es findet sich die ersten stammenden Darstellungen im Jahr 1547.

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Trumpfkarte der Narr aus einem alten Tarot Blatt

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Der Narr aus einem Blatt 

des 15. Jahrhunderts

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Der Narr im Visconti-Sforza 

Deck (ca.1450)

Die mystische Legende des Tarots – Ein verborgenes Wissen aus den Urzeiten des alten Ägypten?

Die Suche nach Bewahrung und die Bedrohung eines Reiches

Der Ursprung des Tarot soll nach einer Legende des französischen Mystikers Papus im alten Ägypten liegen. Vor Tausenden von Jahren stand das Ă€gyptische Reich vor der Gefahr der Zerstörung. Verzweifelt suchten die Weisen des Landes nach einer Möglichkeit, das jahrtausendealte Wissen zu bewahren.

Nach verworfenen PlÀne - eine unerwartete Lösung

Der naheliegendste Vorschlag war, die Weisheit in Zeichen und Symbolen in die WĂ€nde der Pyramiden einzumeisseln. Jedoch auch die stĂ€rksten Mauern sind vergĂ€nglich. Genauso wurde die Idee, die zehn klĂŒgsten Köpfe des Landes in die Geheimnisse einzuweihen verworfen – denn aus Weisen können Narren werden.

Die ĂŒberraschende Geburt des Tarots: Das Wissen dem Laster anvertrauen

Nach intensiver und sorgfĂ€ltiger AbwĂ€gung entschieden die Weisen, das Wissen dem Laster zu ĂŒbergeben, da dieses alle VerĂ€nderungen der Zeit ĂŒberdauere. Fas gesamte Wissen in Bildern auf Spielkarten festgehalten wurde so dem Volk ĂŒbergeben, damit es seinen Lastern und Leidenschaften frönen konnte.

Wahrheit oder Mythos?

Egal wie faszinierend diese Legende auch sein mag, es gibt keine historischen Beweise dafĂŒr, dass das Tarot tatsĂ€chlich auf Ă€gyptische oder hebrĂ€isch-kabbalistische Weisheitslehren zurĂŒckgeht. Die Wahrheit ist: Die wahre Herkunft bleibt ein RĂ€tsel.

Tarot im 13. Jahrhundert

Die Spielkarten wurden in Europa erstmals Ende des 14. Jahrhunderts erwĂ€hnt, mit einer urkundlichen ErwĂ€hnung aus dem Jahr 1367 in Bern und spĂ€ter in weiteren Nachweisen. Die rasche Verbreitung ĂŒber den Kontinent lĂ€sst sich aus zahlreichen historischen Dokumenten schliessen, hĂ€ufig beziehen sich diese auf das Verbote des Kartenspiels. Über die genau Anzahl der Karten und das Design gibt es aus dieser Zeit nur wenige gesicherte Informationen. Eine der wichtigsten Quellen ist ein Text von Johannes von Rheinfelden aus dem Jahr 1377 in Freiburg im Breisgau, der verschiedene Kartenspielvarianten beschreibt. Als grundlegendes Spiel nennt er das bis heute bekannte 4×13-Blatt, bei dem König, Ober und Unter – auch als „MarschĂ€lle“ bezeichnet – als Hofkarten fungieren. Zudem waren Königinnen oder Damen in einigen Versionen lĂ€ngst damals enthalten.

Die Epoche des 14. Jahrhundert

Es wird vermutet, dass im 14. Jahrhundert ein Satz von 52 Spielkarten aus der islamischen Welt nach Europa gelangte. Diese aus vier Farben bestehende Karten entsprechen den Karten der kleinen Arkana. Die Herkunft der 22 grossen Arkanen ist keineswegs „ungeklĂ€rt“, wie oft behauptet wird – sie ist bekannt und in vielen Details dokumentiert. Bereits lange vor 1505, als die Begriffe Taraux und Tarocchi erstmals erwĂ€hnt wurden, existierten zahlreiche Tarotkarten und tarotĂ€hnliche Kompositionen. Entweder wurden Sie als tatsĂ€chliche SpielkartenblĂ€tter genutzt oder sind durch Dokumente belegt – nur die Bezeichnung Tarot fehlte. Stattdessen war der Begriff Trionfi in der UmgangssprĂ€che angewendet, in verschiedenen Formen wie triumphi oder ludus triumphorum.

Das wohl teuerste Kartenspiel der Geschichte?

Das Ă€lteste bekannte Trionfi-Spiel entstand zwischen 1418 und 1425, vermutlich 1424/1425, und war eines der teuersten Kartenspiele aller Zeiten. Es kostete unglaubliche 1500 Dukaten, dieser Preis wurde 1447 dokumentiert. Drei verschiedene Quellen belegen seine Existenz: ein Begleitbuch von spĂ€testens 1425, ein Brief von 1449 ĂŒber den Erwerb und Versand des Spiels sowie eine Notiz in der Vita von Filippo Maria Visconti aus dem Jahr 1447. Vermutlich hatte das Spiel insgesamt 60 Karten, von denen 16 griechische Gottheiten zeigten – Motive, die nicht direkt den klassischen Tarotkarten zugeordnet werden. Der Maler dieses speziellen Kartenspiels war Michelino da Besozzo, der von seinen Zeitgenossen als einer der besten KĂŒnstler seiner Epoche angesehen wurde. Leider ist das Spiel selbst im laufe der Zeit verloren gegangen.

Kleiner Wissensimpuls: Der heutige Wert von 1550 Dukaten in Euro

Die Berechnung des aktuellen Wertes am 09.05.25 von 1550 Dukaten, basierend auf dem Goldpreis:

DukatenGoldgehalt pro DukateAktueller Preis pro DukateGesamtwert in Euro
15503,44 g Feingold335,73 EUR520.381,50 EUR

Hinweis: Der Goldpreis schwankt tÀglich. Diese Berechnung basiert auf einem aktuellen SchÀtzwert von 335,73 EUR pro Dukate, kann jedoch weiter variieren. Die genaue Berechnung ist nur möglich mit einem aktuellen Goldkurs.

Die 1. dokumentierte Nutzung von "Trionfi" im Zusammenhang mit Spielkarten (1441–1442)

Im Zusammenhang mit den Spielkarten stammt die Ă€lteste dokumentierte Verwendung des Begriffs Trionfi aus dem Februar 1442 in Ferrara. Der Maler Sagramoro, war bereits zuvor mit SpielkartenauftrĂ€gen betraut und erhielt damals eine Zahlung fĂŒr die Produktion von vier Trionfi-BlĂ€ttern. Ein frĂŒheres Dokument vom 1. Januar 1441 erwĂ€hnt den Begriff Trionfi noch nicht. Es scheint sich jedoch bei den darin beschriebenen Karten – ebenfalls von Sagramoro gefertigt – um 14 spezielle Exemplare zu handeln, die Merkmale von Trionfi-Karten aufweisen.

Die frĂŒhe Entwicklung der Trionfi-Kartenstruktur: Das Cary-Yale-Tarot

Im Oktober 1441 wird eine Trionfi-Karten-Produktion im Zusammenhang mit einer Hochzeit vermutet. Insgesamt 67 StĂŒck dieser Karten sind bis heute erhalten geblieben und befinden sich im Cary-Yale-Museum. Sie sind bekannt unter den Namen Visconti di Modrone oder Cary-Yale Tarocchi. Dieses Kartenspiel enthielt nur teilweise Trumpf-Motive, diese wurden spĂ€ter im Standard-Tarot ĂŒbernommen, und wich von der ĂŒblichen Struktur ab. Es gab zusĂ€tzliche Hofkarten, darunter weibliche Ritter und weibliche Pagen. Aufgrund dieser spezifischen Merkmale wird angenommen, dass dieses Spiel eine 5×16-Struktur hatte.

Das Brera-Brambilla-Tarot – Ein unvollstĂ€ndiges Relikt der frĂŒhen Tarotgeschichte

Ebenfalls gehört das Brera-Brambilla-Tarocchi gehört zu den frĂŒhen Tarotspielen, doch da sich nur zwei TrĂŒmpfe erhalten haben. Somit liefert dieser Fund nur begrenzte Informationen ĂŒber seine ursprĂŒngliche Gestaltung.

Die Visconti-Familie und ihre Rolle in der Entwicklung des Tarots

In sĂ€mtlichen frĂŒhen ErwĂ€hnungen und den erhaltenen Kartenspielen aus den Jahren 1424/1425 und 1441/1442 taucht entweder der MailĂ€nder Herzog Filippo Maria Visconti (1392–1447) oder dessen Tochter Bianca Maria auf. Die Tochter hielt sich im Winter 1440/1441 fĂŒr ein halbes Jahr in Ferrara auf und scheint die Spiel- und Gestaltungs-Idee dorthin gebracht zu haben.

Trotzt der frĂŒhen ErwĂ€hnungen zu den Trifoni-Karten tauchen erst ab 1450 weitere Dokumente zu den Trionfi-Spielen auf. In den darauffolgenden Jahren hĂ€ufen sich die Hinweise auf diese Karten, Sie erscheinen gleichzeitig an mehreren Orten. Somit liegt es nahe, dass das eigentliche Tarotspiel seinen Ursprung in den fĂŒrstlichen Familien Este in Ferrara und Visconti in Mailand hatte.

Wie sich die Trionfi-Karten verbreiteten - von Ferrara nach Mailand

Die Verbreitung des Tarots in Italien – 1. ErwĂ€hnungen in Mailand, Ferrara und Florenz

Trotzt der frĂŒhen ErwĂ€hnungen zu den Trifoni-Karten tauchen erst ab 1450 weitere Dokumente zu den Trionfi-Spielen auf. In den darauffolgenden Jahren hĂ€ufen sich die Hinweise auf diese Karten, Sie erscheinen gleichzeitig an mehreren Orten. Somit liegt es nahe, dass das eigentliche Tarotspiel seinen Ursprung in den fĂŒrstlichen Familien Este in Ferrara und Visconti in Mailand hatte.

Das Pierpont-Morgan-Bergamo-Tarocchi – Ein unvollkommenes Meisterwerk der Tarotgeschichte

Eines der bedeutendsten ĂŒberlieferten Kartenspiele aus dieser Zeit ist das sogenannte Pierpont-Morgan-Bergamo-Tarocchi, auch bekannt als Visconti-Sforza-Tarocchi. Es wird dem Jahr 1452 zugeordnet und galt fĂ€lschlicherweise lange als Beweis dafĂŒr, dass das Tarotspiel zu diesem Zeitpunkt bereits vollstĂ€ndig war. In der Komposition fehlen jedoch insgesamt vier Karten, darunter zwei Sonderkarten. Man nahm an, dass diese Karten verloren gingen. Von den Originalkarten befinden sich heute 35 in der Pierpont Morgan Library, 26 in der Accademia Carrara und 13 in der privaten Sammlung der Familie Colleoni in Bergamo. Die fehlenden Karten sind Der Teufel, Der Turm,  Der Ritter der MĂŒnzen und Die Drei der Schwerter.

Die Struktur des Tarotspiels – Analyse und historische Dokumente

NĂ€here Analysen ergaben, dass dieses Kartenspiel von zwei verschiedenen KĂŒnstlern produziert wurde. Sechs der 20 Trumpfkarten wurden von einem spĂ€teren KĂŒnstler gefertigt, was lange Zeit als „verloren gegangen“ und „ersetzt“ interpretiert wurde. Heute existiert jedoch eine alternative Ansicht, diese besagt, dass es ursprĂŒnglich ein Spiel mit einer 5×14-Struktur war und erst spĂ€ter erweitert wurde.

Ein spĂ€teres Dokument aus dem Jahr 1457 bestĂ€tigt diese Theorie, indem es eindeutig von 70 Trionfi-Karten spricht, was exakt der 5×14-Struktur entspricht – und nicht von 78 Karten, wie es in den spĂ€teren Jahren ĂŒblich wurde. Im Jahr 1650 wurden die Gesetze ĂŒberarbeitet, wobei Artikel 9 weiterhin Bezug auf die Taros nahm.

15. Jahrhundert - Start der Tarodeck Massenproduktion

Das Tarotspiel mit 22 Trumpfkarten, darunter bekannte Symbole wie Teufel und Turm, entstand vermutlich zwischen 1460 und 1470. Wahrscheinlich begann erst in dieser Zeit begann die Massenproduktion, unterstĂŒtzt durch die fortschreitenden Druck- und VervielfĂ€ltigungstechniken in Italien.

In Lyon, Frankreich entwickelte sich zwischen 1490 und 1510, eine florierende Spielkarten-Exportstruktur, die massgeblich zur Verbreitung des Tarot beitrug. Diese Entwicklung verhalf dem Tarotspiel zum Durchbruch als festen Bestandteil der europÀischen Kartenkultur.

16. Jahrhundert: Spielkarten & Steuer - Einfluss auf die Geschichte des Tarot

In seinem Buch The Game of Tarot zitierte Michael Dummett den Kartenforscher Allmande und beschreibt die wirtschaftlichen Herausforderungen der Kartenmacher in Lyon. Die Wiederauferlegung der Steuer in Frankreich im Jahr 1622 fĂŒhrte zu Protesten der „maistres et ouvriers de cartes et tarotz“ in Lyon im Jahr 1623. Einige Kartenmacher wanderten in die Schweiz oder nach Besançon aus, um der Steuer zu entfliehen. Der Herzog von Savoyen war besonders betroffen, da er der viele Kartenmacher an Turin und ChambĂ©ry verlor.

Jedoch gelang es den Lyoneser Kartenmachern, die Steuer fĂŒr Lyon im Jahr 1623 rĂŒckgĂ€ngig zu machen. Die Gesetze wurden 1650 verbessert, wobei Artikel 9 weiterhin Bezug auf die Taros nahm.

Warum ist die Geschichte des Tarot so bedeutend?

Die politischen und wirtschaftlichen Entwicklungen spielten eine entscheidende Rolle in der Verbreitung des Tarotspiels. Die Steuerpolitik beeinflusste die Produktion und den Handel von Spielkarten, was zur Anpassung der gesetzliche Regelungen und Rahmenbedingungen fĂŒhrte durch die Migration von Kartenmachern.

17. & 18. Jahrhundert -Tarot – Von Spielkarten zum spirituellen SchlĂŒssel

Im 18, Jahrhundert war Tarot (auch bekannt als Tarock oder Tarocchi) ein international verbreitetes Kartenspiel, das grosse Beliebtheit erlangte. Jedoch liess im 19. Jahrhundert das Interesse daran nach. Zeitgleich gewann die Verwendung des Tarots als Wahrsageinstrument zunehmend an Bedeutung, eine Praxis, die Ende des 18. Jahrhunderts startete und heute ihren Höhepunkt erreicht hat. Ausschliesslich als Spielkarten werden Tarot-KartensÀtze teilweise auch heute noch in Frankreich verkauft.

Die esoterische Tradition und der Ursprung des mystischen Tarot

Mit dem Schweizer Geistlichen und Freimaurer Antoine Court de GĂ©belin im Jahre 1781 beginnt die schriftliche esoterische Tradition der Tarot-Karten.  GĂ©belin veröffentlichte das Werk Le Monde Primitif, AnalysĂ© et ComparĂ© avec le Monde Moderne, eine populĂ€re Abhandlung ĂŒber religiöse Symbole und deren modernen Gebrauch. Er war der Erste, der auf die Symbole des Marseille-Tarots hinwies und sie als Zeichen der Mysterien der Ă€gyptischen Gottheiten Isis und Thot auslegte. Diese Theorie ist bis heute weiterhin verbreitet, obwohl die Ägyptologie keine Beweise fĂŒr diese Theorie liefern konnte.

Okkulte Geheimnisse: Wie das 19. Jahrhundert Tarot neu definierte

die „Entdeckung“ des Tarots durch okkultistisch-esoterische Gesellschaften, war von grösserer Bedeutung. Diese bildetes ich sich ab der zweiten HĂ€lfte des 19. Jahrhunderts in den westlichen Nationen. Besonders einflussreich war die Veröffentlichung von Eliphas LĂ©vi, der 1854 sein Werk Dogme et Rituel de la Haute Magie (dt.: Transzendentale Magie). Er prĂ€gte die Vorstellung des Tarots als Deutungssystem. Ebenfalls von enormer Bedeutung war der Hermetic Order of the Golden Dawn (Hermetischer Orden der goldenen Morgenröte), der stark von LĂ©vis Ideen beeinflusst wurde. Das Tarot wurde besonders im Golden Dawn als Werkzeug der Selbsterkenntnis geschĂ€tzt, wĂ€hrend eine rein divinatorische Nutzung abgelehnt wurde.

Die Verbindung des Tarots mit Kabbala und Alchemie

Massgeblich war auch Eliphas LĂ©vi war auch daran beteiligt, das Tarot mit Elementen der Kabbala und den vier Elementen der Alchemie zu verknĂŒpfen. Sowohl LĂ©vi als auch der Golden Dawn hielten weiterhin an der Theorie eines Ă€gyptischen Ursprungs des Tarots fest.

Die Bedeutung einflussreicher Tarotdecks

Das Tarotdeck von Oswald Wirth (1889) besonders war innerhalb des Golden Dawn prÀgend. Es enthÀlt ausschliesslich die Grossen Arkana und basiert auf dem Marseille-Tarot, dabei wurde es jedoch um kabbalistische und esoterische Symbole erweitert. Weitere Mitglieder des Golden Dawn wie Arthur Edward Waite und Aleister Crowley trugen gleichfalls zur Entwicklung bedeutender Tarotdecks bei.

Initiationsweg mit Tarot

Im Golden Dawn wurde erstmals der Aspekt des Tarots als Initiationsweg betont. Besonders deutlich zeigt sich dies im Rider-Waite-Tarot, es tritt jedoch im Crowley-Thoth-Tarot noch verstĂ€rkter auf. Dieses Deck weist klare BezĂŒge zum Ordo Templi Orientis (OTO) auf. In seinem Book of Thoth erwĂ€hnt Crowley, dass bestimmte Teile der Symbolik nur von OTO-Mitgliedern höherer Grade vollstĂ€ndig verstanden werden können.

Tarotdecks

Als Satz oder Deck bezeichnet man eine zusammengehörige, vollstÀndige Ausgabe der Tarotkarten. Es gibt mehrere hundert solcher Decks, welche sich teilweise nur in Details, teilweise aber sehr erheblich voneinander unterscheiden. Insbesondere neuere oder spezielle Decks werden hÀufig in Kombination mit einem erlÀuternden Buch angeboten.

Gelegentlich werden auch KartensÀtze als Tarot angeboten, deren Struktur und Abbildungen mit dem eigentlichen Tarotsystem nichts zu tun haben, so z. B. Lenormandkarten, Kipperkarten oder Wahrsagekarten anderer Systeme.

Die 78 Karten teilen sich in die sogenannte große und kleine Arkana, gelegentlich auch „das große und kleine Arkanum“ genannt (von lat. arcanum ‚Geheimnis‘). Die drei bekanntesten und einflussreichsten Decks sind das Marseille-, das Rider-Waite- und das Crowley-Tarot.

Marseille Tarot

Dem heutigen Tarod de Marseile sehr Ă€hnliche Decks stammen bereits aus dem Beginn des 16. Jahrhunderts. Das heute als Marseille-Tarot bekannte Deck stammt aus dem Jahre 1760 und kommt aus der Kartenmanufaktur von Nicolas Conver aus Marseille. Die Bilder gehen auf alte Holzstiche zurĂŒck und sind lediglich in blau, rot, gelb und grĂŒn koloriert. Dadurch wirken sie sehr „alt“ und oft grobschlĂ€chtig. Trotzdem erinnert diese Farbkonstellation an die vier Elemente Wasser, Feuer, Luft und Erde, die von tragender Bedeutung auch im heutigen Tarot sind. Die Karten des kleinen Arkanums enthalten lediglich die entsprechende Anzahl der Symbole in den italienischen Farben.

Ein aus dieser Tradition entwickeltes Deck ist das Besanccon-Tarot, bei dem die Karten Die PĂ€pstin und Der Papst in Jupiter und Juno umbenannt wurden. Dies gilt auch fĂŒr das Nachfolgedeck namens 1JJ. Mit diesem werden die Schweizer Tarock-Varianten gespielt – Troccas im romanischsprachigen Teil des Kantons GraubĂŒnden und Troggu im deutschsprachigen Teil des Kantons Wallis.

 

Ein anderes Deck, das sich in seiner AusfĂŒhrung eng an das Marseille-Tarot anlehnt, ist das oben erwĂ€hnte Oswald-Wirth-Tarot.

Waite Tarot

Dieses auch als Rider-Waite Tarot bekannte Deck wurde 1910 veröffentlicht. Es wurde geschaffen von Arthur Edward Waite zusammen mit der amerikanischen KĂŒnstlerin Pamela Colmann Smith. Beide waren Mitglied des Golden Dawn. Das Rider des Namens leitet sich von Rider & Son, dem Londoner Verleger, ab. Dieses Deck ist zwar etwas feiner gezeichnet als das Marseille-Deck, es benutzt aber ebenfalls nur sehr wenige Farben und wirkt ob der fehlenden Nuancen auf viele Menschen etwas comichaft.

Das Rider-Waite-Tarot zeichnete sich dadurch aus, dass es nicht wie bis dahin ĂŒblich die Zahlenkarten nur mit der bloßen Anzahl der Symbole, sondern in Anlehnung an das Sola-Busca-Tarot aus dem 15. Jahrhundert die Zahlenkarten szenisch illustriert. Dadurch wurden diese Karten fĂŒr viele Menschen leichter nutzbar. Diese Änderung soll allerdings mehr auf Pamela Colman Smith als auf Waite selber zurĂŒckzufĂŒhren sein, da Waite in seinem Buch zu diesem Deck, «Der BilderschlĂŒssel zum Tarot», die kleinen Arkana nur sehr oberflĂ€chlich, fast abschĂ€tzig betrachtet. Ein weiteres Merkmal des Rider-Waite-Tarot ist die Änderung der Reihenfolge bei den Karten Die Gerechtigkeit (traditionell Nummer 8) und Die Kraft (traditionell Nummer 11), deren Positionen bei Rider-Waite vertauscht sind.

Es gibt von keinem Deck so viele Nachahmungen. Die sogenannten Rider-Waite-„Klone“ beschrĂ€nken sich dabei auf die reine Wiedergabe des Motivs, lediglich mit anderen kĂŒnstlerischen Mitteln, z. B. das Universal-Waite Tarot, das Cosmic Tarot und das New Palladini Tarot, aber auch das GummibĂ€rchen-Tarot, in dem die dargestellten Personen durch GummibĂ€rchen ersetzt sind.

Das Rider-Waite-Deck illustriert auch zahlreiche BĂŒcher, ebenso gibt es zu keinem anderen Deck soviel Literatur.

Crowley Thoth Tarot (Thoth-Tarot)

Lady Frieda Harris und Aleister Crowley erschufen diese teilweise Ă€gyptisierenden Tarotkarten in den 1940er Jahren. Sie wurden 1944 zunĂ€chst in Form von Buchillustrationen im Book of Thoth veröffentlicht. Gemalt wurden die Karten von Harris im Zeitraum von fĂŒnf Jahren. Sie hatte bei der Gestaltung weitgehend freie Hand und besaß zeitlebens die Urheberrechte. Erst 25 Jahre spĂ€ter wurde das Crowley Thoth Tarot im Jahr 1969 als Kartendeck herausgebracht. Crowley legte im Buch Thoth eine detaillierte Beschreibung und Systematik zugrunde (Basierend auf Samuel Liddel Mathers).

Crowleys Ruf als Schwarzmagier begĂŒnstigte den gelegentlich erhobenen Vorwurf, Tarot sei ein Werkzeug von Magiern oder Satanisten. Ungeachtet dessen ist dieses Deck populĂ€r und inspirierte zahlreiche Decks. Diese PopularitĂ€t beruht auf der von vielen Menschen als Ă€sthetisch empfundenen Darstellung und auf dem Reichtum enthaltener Symbole.

Heutzutage finanziert sich der amerikanische Caliphtas-OTO unter William Breeze hauptsĂ€chlich durch die Tantiemen des Crowley-Tarots. So wurde 1998 von der Schweizer Spielkartenfirma AG Mueller in Schaffhausen ein diesbezĂŒglicher Vertrag mit dem Caliphats-GeschĂ€ftsfĂŒhrer William Breeze unterzeichnet.

Decks, die auf das Crowley-Tarot zurĂŒckgehen, sind das Haindl-Tarot, das Cosmic-Tribe-Tarot und das Liber-T-Tarot von Roberto Negrini und Andrea Serio.

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